Preußisch, konservativ und jüdisch:
Über den Ideenhistoriker Hans-Joachim Schoeps

Beginn: Fr., 13.03.2020, 19:00 Uhr

Einlass 30 Minuten vorher
Moderation: Roland Wehl

Der Erziehungswissenschaftler und Publizist Micha Brumlik spricht mit dem Historiker und Politikwissenschaftler Julius Hans Schoeps über das Leben und Werk des vielbachteten Hochschullehrers für Religions- und Geistesgeschichte, Hans-Joachim Schoeps, der 1980 in Erlangen verstarb. Dessen Leben war voller Gegensätze.

Musikalische Begleitung: Marianne Conradt (Klavier und Gesang).

Preußisch, konservativ, jüdisch - Micha Brumlik

Hans-Joachim Schoeps verstand sich zeitlebens als deutscher Jude und Preuße. Er war geprägt von den Idealen der deutschen Jugendbewegung und den Erlebnissen in der bündischen Jugend.

Hans-Joachim Schoeps maß dem Antisemitismus der NS-Bewegung anfangs keine Bedeutung bei – und hoffte, sich mit dem NS-System arrangieren zu können. Später sympathisierte er mit oppositionellen Kreisen um den „linken NS-Abweichler“ Otto Strasser und den früheren Sozialdemokraten Ernst Niekisch, der sich als „Nationalrevolutionär“ verstand. Niekisch hatte 1932 die Kampfschrift „Hitler, ein deutsches Verhängnis“ publiziert.

Durch diese Verbindungen geriet Hans-Joachim Schoeps zusätzlich in das Fadenkreuz der NS-Schergen. Seiner drohenden Verhaftung und Verfolgung konnte er sich mit Hilfe von Freunden Weihnachten 1938 entziehen.

Als seine Eltern, Julius Schoeps und dessen Frau Käthe, geb. Frank, fliehen wollten, war es zu spät. Sie wurden im Juni 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo der Vater bereits ein halbes Jahr später an einer nicht behandelten Urämie starb. Die Mutter wurde im Mai 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz überstellt. Dort verliert sich ihre Spur.

Hans-Joachim Schoeps überstand die NS-Zeit im schwedischen Exil. Er heiratete Dorothee Busch und wurde Vater zweier Söhne. Die Ehe scheiterte. Im Herbst 1946 kehrte Hans-Joachim Schoeps nach Deutschland zurück. Das Exil, der Holocaust sowie die Deportation seiner Eltern – und deren faktische Ermordung – hatten seine Bereitschaft, sich zu Deutschland und zu Preußen zu bekennen, nicht auslöschen können.

In der jungen Bundesrepublik Deutschland wurde Hans-Joachim Schoeps zu einem bedeutenden intellektuellen Kopf der konservativen „Rechten“, der sich nicht scheute, auch Positionen zu vertreten, die der gesellschaftlichen Entwicklung weit voraus waren. Wie ist das alles zu erklären? Welches politische Vermächtnis hat uns dieser unbequeme Denker hinterlassen?

Prof. Dr. Julius Hans Schoeps, geboren 1942 in Djursholm (Schweden), ist Historiker und Politikwissenschaftler. Er ist Gründungsdirektor des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam und Vorstandsvorsitzender der Moses Mendelssohn Stiftung. Außerdem war er der erste Direktor und Mitgründer des Salomon Ludwig Steinheim-Instituts in Duisburg. Julius Hans Schoeps ist der älteste Sohn von Hans-Joachim Schoeps.

Prof. Dr. Micha Brumlik, geboren 1947 in Davos (Schweiz) als Kind deutscher jüdischer Eltern, ist Publizist und Erziehungswissenschaftler. Die Frage der Verständigung zwischen Juden und Christen sowie zwischen – wie er es formuliert – „Juden und Deutschen“ nimmt in seinem Lebenswerk eine zentrale Rolle ein. Micha Brumlik hat zur Geschichte des Judentums und zu zeitgenössischen Themen publiziert. 2019 erschien sein Buch: „Preußisch, konservativ, jüdisch – Hans-Joachim Schoeps‘ Leben und Werk“.

Marianne Conradt, geboren 1950 in Oldenburg i.O., besuchte nach Abschluss ihrer kaufmännischen Ausbildung in der Zeit von 1970 bis 1973 das Theologische Seminar in Aidlingen (Baden-Württemberg). Sie war als Gemeinde-Diakonin und als Religionspädagogin tätig. Noch immer begleitet sie an der Orgel den Gottesdienst der Kirchengemeinde. Sie widmet sich dem Chorgesang, tritt aber auch als Solistin auf. Marianne Conradt hat vier Kinder und lebt in Zavelstein (Schwarzwald).

Zum Schluss der Veranstaltung wird das Buffet eröffnet, zu dem Sie herzlich eingeladen sind.

Zurück