Fritz Bauer – Tod auf Raten
Dokumentarfilm von Ilona J. Ziok

Beginn: Fr., 17.02.2017, 20:00 Uhr

Einlass 30 Minuten vorher

Moderation: Roland Wehl

Wer den Spielfilm „Der Staat gegen Fritz Bauer“ (2015) kennt, sollte sich erst recht den Dokumentarfilm von Ilona Ziok aus dem Jahr 2010 ansehen. Wird der Spielfilm der Person überhaupt gerecht? Der fünf Jahre ältere Dokumentarfilm lässt Zweifel entstehen.

Bauer Tod auf Raten ILONA ZIOK SAGT ÜBER IHREN FILM: „Bei den Recherchen zu meinem Dokumentarfilm „Der Junker und der Kommunist“ (2009) über zwei Männer im Widerstand gegen Hitler stieß ich zum ersten Mal auf den Namen Fritz Bauer. Seine Rolle als Ankläger in dem sogenannten „Remer-Prozess“ (1952) beeindruckte mich. Remer war an der Niederschlagung des 20. Juli 1944 beteiligt gewesen. In der Nachkriegszeit diffamierte er die Widerstandskämpfer als „Vaterlandsverräter“. Fritz Bauer stellte die Ehre dieser Kämpfer gegen den Unrechtsstaat wieder her. Unser heutiges Verständnis des Widerstands wäre ohne den damaligen Prozess nicht denkbar! …“

„… Bald entdeckte ich auch die immense Bedeutung, die Fritz Bauer durch die Aufarbeitung der schlimmsten Epoche der deutschen Vergangenheit für die Rechtsgeschichte der Nachkriegszeit und die politische Kultur eines demokratischen Deutschlands hatte. 1960 half er Israel, Adolf Eichmann, den „Spediteur des Holocaust“, in Argentinien zu fassen. Drei Jahre später initiierte er den Frankfurter Auschwitz-Prozess. Auch die Ermittlungen gegen die Täter der Euthanasie-Verbrechen hat er vorangetrieben. Bauers Bemühungen um Aufarbeitung und Aufklärung stießen auf erheblichen Widerstand. Er hatte unterschätzt, dass viele Kollegen in Politik und Justiz auch schon während des „Dritten Reichs“ im Amt waren. Und da kommt einer aus der Emigration zurück, der die Vergangenheit nicht ruhen lässt. Dafür wurde er gehasst. Man nannte ihn abfällig „Rächer“ und „Nestbeschmutzer“. Er bekam sogar Morddrohungen für sein mutiges Einstehen für Recht und Gerechtigkeit. Das stürzte ihn in tiefe Depression. Und dann der rätselhafte Tod in der Badewanne: War es Herzversagen, war es Suizid oder war es sogar Mord, wie nicht wenige Zeitgenossen mutmaßten? Gründlich untersucht wurde die Todesursache nicht. Bauers Leben und Sterben trafen mich tief und ich beschloss, diesem außergewöhnlichen Menschen ein filmisches Denkmal zu setzen…“

„… Ich wollte keine biografische Aufarbeitung, auch keine kommentierte Dokumentation, sondern einen Film, der seinen eigenen Gesetzen folgt: Ich gruppierte die Aussagen der Zeitzeugen um ein zentrales Gespräch, das Bauer 1964 mit jungen Frankfurtern führte, in dem er seine wichtigsten ethischen Maxi men formuliert. Aus über 100 Stunden Interviews und Filmaufnahmen entwickelte ich eine Struktur, die die zahlreichen dokumentarischen Mo saiksteine zu einem stimmigen Bild Fritz Bauers zusammenfügt, sodass trotz der optischen Spröde eine fesselnde Erzählatmosphäre entsteht. Doch alle Überlegungen zur filmischen Gestaltung drehten sich für mich stets um die entscheidende Frage: Macht mein Film deutlich, dass Deutschland ohne das Wirken Fritz Bauers heute anders aussehen würde? Fritz Bauers Geist hat gesiegt. – Der Preis war sein Leben…“

Zum Schluss erwartet Sie ein vielfältiges Buffet. Die Getränke und Speisen  des Buffets sind im Eintrittspreis enthalten. Anmeldung erforderlich (siehe unten).

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