Nicht ohne meine Mutter:
Meral Al-Mer – Eine Stimme aus Syrien

Einlass 30 Minuten vorher

Moderation: Roland Wehl

Meral

Wo Merals Familie herkommt, da herrschen die Männer: stolze, auch kluge Männer, manchmal. Aber häufig brutal, ohne Respekt vor dem Körper einer Frau. Und ohne Angst davor, dass sie sich wehren könnte. Meral hat sich befreit, von ihrem Vater, der sie entführte, als sie ein Jahr alt war. Den sie anzeigte wegen seiner Gewalttätigkeit und grausamen Demütigungen, unter denen sie litt, solange sie bei ihm leben musste. Und sie hat wiedergefunden, was sie so lange entbehrte: ihre Mutter, die sie mehr als 25 Jahre nicht sehen durfte. Die beeindruckende Reise einer jungen Frau in die Freiheit. (Klappentext).

Meral Al-Mer wird ausgewählte Passagen aus ihrem Roman „Nicht ohne meine Mutter“ vorlesen. Dazwischen wird sie, begleitet von ihrem Gitarristen, Songs spielen, die gemeinsam mit dem Buch entstanden sind: gefühlvolle, deutschsprachige Lieder voll von Fernweh nach einem zu Hause, Momente zwischen Abschied und Aufbruch aber immer mit so viel Leichtigkeit, dass man beim Zuhören sofort seine Koffer packen möchte. Mit Buch und Musik nimmt Meral ihr Publikum mit auf eine Reise. Sie lädt ihre Zuhörer ein, gemeinsam mit ihr ein Stück Zeit zu teilen.

Das Buch ist 2013 im Verlag Bastei-Lübbe erschienen – und war unter den ersten 50 Bestsellern. Parallel dazu hat Meral Songs geschrieben – einen Soundtrack zu ihrer Reise. Die Künstlerin wurde 1981 in Mönchengladbach geboren und hat syrische Wurzeln. Seit 2001 lebt und arbeitet sie als Musikerin, Schauspielerin und Journalistin in Berlin. Ihre Arbeiten als Journalistin sind preisgekrönt. 2008 war Meral Al-Mer für den Civis Preis nominiert und er­hielt im Rahmen des Victor-Klemperer-Wettbewerbs eine besondere Anerkennung für herausragende Leistungen. Sie gewann den Axel-Springer-Preis für junge Journalisten. Weitere Informationen über die Künstlerin finden Sie hier (link).

Wir laden Sie zu einem Begrüßungsgetränk und später zu einem Imbiss am Buffet ein. Die Speisen und Getränke sind im Eintrittspreis enthalten. Bitte anmelden.

Die Brüder Karamasow (Dostojewski):
Steffen Reiche liest „Der Großinquisiteur“

Einlass 30 Minuten vorher

Moderation: Roland Wehl

Steffen_Reiche

von SPD-Fraktion/Jens Neumann/Edgar Rothmann [CC BY 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Fjodr Michailowitsch Dostojewski ist der eine Stern am Russischen Literaturhimmel des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Er ist Teil des Doppelgestirns russicher Literatur Dostojewski und Tolstoj. Unterschiedlicher kann man gar nicht denken und sein als die beiden. Nach dem großen Auftakt mit Puschkin sind die beiden der Höhepunkt der Russischen Literatur, ein Höhepunkt der Literatur ganz allgemein.

In dem großen Werk Dostojewskis, das wie ein Hochgebirge durchwandert werden will und dessen Gipfel erstiegen werden wollen, ragen die „Brüder Karamasow“ heraus. Der Gipfel dieses Buches ist der Dialog des Kardinal – Großinquisitors mit Christus, eine Geschichte, die der zweifelnde, atheistische Bruder Iwan seinem jüngsten Bruder, dem Mönch Aljoscha, erzählt. Diese handelt davon, dass Jesus Christus im Sevilla des 16. Jahrhunderts erscheint. Es ist das Zeitalter der Inquisition. Obwohl Jesus kein Wort spricht, wird er von allen erkannt. Er wird daraufhin vom Großinquisitor (link) bemerkt und verhaftet. Dann wird Jesus verhört. Der Inquisitor teilt Jesus mit, dass er kein Recht habe, auf die Erde zurückzukommen und die Ordnung zu stören, welche die katholische Kirche in über tausend Jahren errichtet habe.

Jesus schweigt, aber der Inquisitor führt das Gespräch mit Jesus in der Wüste fort und denkt damit die Geschichte aus dem Matthäusevangelium radikal an ein anderes Ende. Er wirft Jesus vor, dass er das Brot, das Wunder und die Macht, die der Satan ihm angeboten hatte, zurückgewiesen habe und der Menschheit so eine Freiheit gegeben hat, mit der diese gar nichts anfangen könne und daher seither im Elend lebe. Der Großinquisitor gibt zu, dass er so zum Antichristen wird, mit dessen Hilfe er jedoch für die leidende Menschheit das Paradies auf Erden wiederherstellen will. Daraufhin küsst ihn Jesus schweigend und verlässt den Kerker, obwohl der Inquisitor vorgehabt hatte, ihn am nächsten Morgen auf dem Scheiterhaufen verbrennen zu lassen. Nachdem Iwan seine Erzählung beendet hat, bekennt er sich zu seiner radikalen Auffassung von Freiheit: „Alles ist erlaubt“. Als er seinen Bruder fragt, ob dieser sich deswegen nun von ihm lossagen werde, küsst ihn dieser als Antwort schweigend.

Die Parabel von Großinquisitor hat eine enorme Wirkungsgeschichte. Friedrich Nietzsche, Max Weber, Albert Einstein, Martin Heidegger und Albert Camus haben sie interpretiert. Romano Guardini und Karl Barth haben mit ihr das Verhältnis Gottes zu den Menschen und die Rolle der Kirche neu gedeutet. Der Berliner Komponist Boris Blacher hat das Oratorium „Der Großinquisitor“  auf der Basis von Dostojewskis Text kompniert.

Der frühere Politiker und heutige Pfarrer Steffen Reiche liest für uns diesen Text. Vielleicht kommen wir anschließend miteinander ins Gespräch.

Wir laden Sie zu einem Begrüßungsgetränk und später zu einem Imbiss am Buffet ein. Die Speisen und Getränke sind im Eintrittspreis enthalten. Bitte anmelden.

CANTO E CORDE:
Ein Konzertabend mit böhmischer Musik

Einlass 30 Minuten vorher

Ein Konzert mit Gottlobe Gebauer (Gesang), Elizabeth Balmas (Violine), Claus Gebauer (Violine) und Peter Seydel (Viola).

Vor einem Jahr stellte sich CANTO E CORDE im Kohlenkeller mit einem Programm vor, das sich vorwiegend Kompositionen von Hanns Eisler widmete. Ihnen zur Seite gestellt war Musik von Bohuslav Martinu und Petr Eben, tschechische Zeitgenossen aus Eislers zweiter Lebenshälfte. In diesem Jahr knüpft CANTO E CORDE mit seinem Programm daran an, indem Musik slawischer Komponisten zu hören sein wird.

GebauerFür die Streicherbesetzung (Violine I und II/Viola) des Ensembles war bei Antonin Dvorak, Bjarnat Krawc und Alexander Borodin Originalliteratur zu finden. Diese der Romantik zugehörigen Kompositionen nehmen den Zuhörer auf wunderbare Weise mit auf die Reise emotionaler Spannungsentwicklung und -lösung, wobei dafür dem Mitverfolgen mehr Raum gegeben wird, als es z. B. die Kompositionen von Martinu und Eben, Vertreter der nachfolgenden Musikepoche, zulassen.

Drei Lieder von Peter Tschaikowski beschreiben Liebeswunsch und Liebesschmerz und fassen in sich zusammen, was in Tschaikowskis Oper „Eugen Onegin“ die Figur der Tatjana erhofft und erleidet: „Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß, was ich leide“.

Modest Mussorgskij, als Komponist dem Wunsch verpflichtet, Volksmusik aufzugreifen und mit realem Zeitgeschehen zu verbinden, wird mit Liedern aus der „Kinderstube“ vertreten sein. Zwar ebenfalls der Epoche der Romantik entstammend, zeigt er mit der Wiedergabe des Seelenlebens von Kindern, dass ihnen auf ihrer Entdeckungsreise des Lebens nicht, wie oben beschrieben, für „emotionale Spannungsentwicklung und -lösung … mehr Raum gegeben wird“. In die Erwachsenenwelt hineingeboren, kommen sie mit dem Verarbeiten des Gehörten kaum hinterher.

Als Überraschung wird ein Stück für Streicher den Abschluss des Konzerts bilden: Ein polnischer Komponist durchstreift den Grunewald…

CANTO E CORDE lädt herzlich zum Mitvollzug dieser erneuten Zeitreise ein und wünscht ein angenehmes Erleben. Weitere Informationen über die Künstler finden Sie hier (link)

Wir laden Sie zu einem Begrüßungsgetränk und später zu einem Imbiss am Buffet ein. Die Speisen und Getränke sind im Eintrittspreis enthalten. Bitte anmelden.

Konzertabend:
Lieder von Caspar Gutsche & Karolin Roelcke

Einlass 30 Minuten vorher

erst vor wenigen Monaten waren Caspar Gutsche & Karolin Roelcke bei uns zu Gast. Nicht nur das Publikum war verzückt. Auch die beiden Künstler scheinen sich wohlgefühlt zu haben. Anders ist es nicht zu erklären, dass die beiden schon nach so kurzer Zeit wiederkommen: mit alten und neuen Liedern.

loosefit

Vor knapp zwei Jahren begegneten sich zwei Musikerinnen: Caspar Gutsche & Karolin Roelcke. Die eine kam aus der Schweiz, die andere lebte bereits in Berlin-Zehlendorf. Heraus kam LOOSEFIT mit jeder Menge eigener, brandneuer Lieder, die sich am ehesten einem Genre zuordnen lassen, das Pop-Chanson heißen könnte.

Eine Fusion aus viel Erlebtem und trotz allem Heiteren, aus Sprudelndem und Gelassenheit, aus Jünger und Älter, aus Zartem und Bodenständigem, aus Melancholie und Optimismus…, LOOSEFIT eben! Freuen Sie sich auf eine ebenso tiefgründige wie leichte Art, das Leben zum Klingen zu bringen.

Caspar Gutsche – Gesang, Texte
Karolin Roelcke – Klavier, Gesang

Mehr über Caspar Gutsche & Karolin Roelcke erfahren Sie hier (link).

Zum Schluss erwartet Sie ein vielfältiges Buffet. Die Getränke und Speisen sind im Eintrittspreis enthalten. Anmeldung über unser Buchungssystem erforderlich.

Neujahrskonzert:
Mit Gottlobe Gebauer und Christine Paté

Einlass 30 Minuten vorher

Mit der Akkordeonistin Christine Paté und der Sängerin Gottlobe Gebauer treffen zwei Musikerinnen aufeinander, die sich gleichermaßen gern mit klassischer Musik und mit Improvisationen auseinandersetzen. Das Programm verbindet das Volks- und Kunstlied des 19. und 20. Jahrhunderts mit dem künstlerischen Ausdruck unserer Zeit. Sie hören u.a. Gedichte der Berliner Musikerin Ditte Leser mit Musik von Francois Couperin. Außerdem die Vertonungen der Texte von Goethe, Uhland, Heine, Geibel u.a. durch die Komponisten Franz Schubert, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Johannes Brahms.

6Gottlobe Gebauer studierte nach dem Abitur Gesang und Musiktheater in Weimar. Ihrem Diplom schloss sich ihr Theaterengagement und ihre Lehrtätigkeit an der Franz-Liszt-Hochschule Weimar an. Als Konzert- und Oratoriensängerin konzertierte sie mit dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Kreuzchor Dresden und den Rundfunksinfonieorchestern Berlin und Leipzig. Konzertreisen führten sie durch Deutschland, Frankreich und nach Polen.

kurz-bio-2016-cChristine Paté, in Lyon geboren, erhielt am „Conservatoire National“ eine umfassende musikalische Ausbildung. Als Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe setzte sie in den Jahren von 1990-1993 ihre Studien bei Prof. Hugo Noth in Trossingen mit einer künstlerischen Ausbildung als DAAD- Stipendiatin fort.

Seit 1994 lebt Christine Paté als freischaffende Musikerin und Musikpädagogin in Berlin. Sie konzertiert international solistisch sowie als Kammermusikerin in den unterschiedlichsten Besetzungen( Ensemble Mosaik, Duo Paté- Badczong, Ensemble Orchestral Contemporain, United Berlin, KNM Berlin u.a.)

Regelmäßig arbeitet Christine Paté als Gastmusikerin in Orchesterproduktionen, so z.B. mit der Lyoner Oper, dem Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, der Staatskapelle Berlin sowie der Zeitgenössischen Oper Berlin. Mit besonderer Intensität widmet sie sich der Literatur der Neuen Musik; oft in engster Zusammenarbeit mit den Komponisten.

Zum Schluss erwartet Sie ein vielfältiges Buffet. Die Getränke und Speisen  des Buffets sind im Eintrittspreis enthalten. Anmeldung erforderlich (siehe unten).

Das Vermächtnis des Dr. Fritz Bauer:
NS-Verfolgter, Generalstaatsanwalt, Menschenfreund

Einlass 30 Minuten vorher

Moderation: Roland Wehl

Vortrag von Prof. Dr. Erardo C. Rautenberg, Generalstaatsanwalt von Brandenburg

Den Text des Vortrags können Sie hier nachlesen, den Film finden Sie in der Videothek

Fritz Bauer, © Fritz Bauer Institut

Fritz Bauer, © Fritz Bauer Institut

Fritz Bauer (link) wurde 1903 in Stuttgart als Sohn jüdischer Eltern geboren, verstand sich jedoch als Atheisten. Er trat 1920 der SPD bei und gehörte zu den Gründern des Republikanischen Richterbundes in Württemberg. 1933 wurde Fritz Bauer von den Nationalsozialisten für acht Monate inhaftiert. Anschließend wurde er aus dem Staatsdienst entlassen. 1936 emigrierte Fritz Bauer nach Dänemark. Im Zweiten Weltkrieg – nach der Besetzung Dänemarks durch deutsche Truppen – wurde Fritz Bauer für drei Monate interniert. Als die Deportation dänischer Juden begann, floh Fritz Bauer nach Schweden. Mit Willy Brandt und anderen gründete er im schwedischen Exil die Zeitschrift „Sozialistische Tribüne“. 1949 kehrte Fritz Bauer nach Deutschland zurück.

1949 war Fritz Bauer Landgerichtsdirektor und danach – ab 1950 – Generalstaatsanwalt in Braunschweig. Im Remer-Prozess (link) übernahm er die Anklage. Von 1956 bis 1968 bekleidete Fritz Bauer das Amt des hessischen Generalstaatsanwalts. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass ab Anfang der 1960er Jahre die Auschwitz-Prozesse (link) stattfanden. 1961 gehörte Fritz Bauer zu den Gründern der Bürgerrechtsorganisation Humanistische Union (link).

Bekannt wurde Fritz Bauer insbesondere im Zusammenhang mit der Entführung von Adolf Eichmann, dem Organisator des NS-Völkermords. Fritz Bauer hatte den israelischen Geheimdienst Mossad über den Wohnort Adolf Eichmanns in Argentinien informiert, weil er der deutschen Justiz und Polizei misstraute. Innerhalb der bundesdeutschen Justiz der Nachkriegszeit war Bauer wegen seines Engagements umstritten, hatten doch die meisten der damaligen Juristen zuvor in der Zeit der NS-Diktatur gedient. Er selbst soll einmal gesagt haben: „In der Justiz lebe ich wie im Exil.“

Fritz Bauer ist vor allem als „Nazi-Jäger“ in Erinnerung geblieben. Aber wer Fritz Bauer auf diese Rolle reduziert, wird seiner sensiblen Persönlichkeit nicht gerecht. Fritz Bauer war in erster Linie ein Menschenfreund, der bei aller Entschiedenheit, die NS-Täter vor Gericht zu stellen, den differenzierenden Blick bewahrte. Ein nachdenklicher Gesprächspartner, der auch dem Andersdenkenden und politischen Gegner mit Respekt begegnete.

Zur Person des Referenten: Prof. Dr. Erardo C. Rautenberg, Generalstaatsanwalt des Landes Brandenburg, hat sich mit der Persönlichkeit Fritz Bauers auseinandergesetzt. Erardo C. Rautenberg wurde 1953 als Kind deutscher Aussiedler in Argentinien geboren. Die Familie kehrte 1954 nach Deutschland zurück. 1996 wurde Erardo C. Rautenberg zum Generalstaatsanwalt des Bundeslandes Brandenburg berufen. Er ist der dienstälteste Generalstaatsanwalt der Bundesrepublik Deutschland.

Zum Schluss erwartet Sie ein vielfältiges Buffet. Die Getränke und Speisen  des Buffets sind im Eintrittspreis enthalten. Anmeldung erforderlich (siehe unten).

Fritz Bauer – Tod auf Raten
Dokumentarfilm von Ilona J. Ziok

Einlass 30 Minuten vorher

Moderation: Roland Wehl

Wer den Spielfilm „Der Staat gegen Fritz Bauer“ (2015) kennt, sollte sich erst recht den Dokumentarfilm von Ilona Ziok aus dem Jahr 2010 ansehen. Wird der Spielfilm der Person überhaupt gerecht? Der fünf Jahre ältere Dokumentarfilm lässt Zweifel entstehen.

Bauer Tod auf Raten ILONA ZIOK SAGT ÜBER IHREN FILM: „Bei den Recherchen zu meinem Dokumentarfilm „Der Junker und der Kommunist“ (2009) über zwei Männer im Widerstand gegen Hitler stieß ich zum ersten Mal auf den Namen Fritz Bauer. Seine Rolle als Ankläger in dem sogenannten „Remer-Prozess“ (1952) beeindruckte mich. Remer war an der Niederschlagung des 20. Juli 1944 beteiligt gewesen. In der Nachkriegszeit diffamierte er die Widerstandskämpfer als „Vaterlandsverräter“. Fritz Bauer stellte die Ehre dieser Kämpfer gegen den Unrechtsstaat wieder her. Unser heutiges Verständnis des Widerstands wäre ohne den damaligen Prozess nicht denkbar! …“

„… Bald entdeckte ich auch die immense Bedeutung, die Fritz Bauer durch die Aufarbeitung der schlimmsten Epoche der deutschen Vergangenheit für die Rechtsgeschichte der Nachkriegszeit und die politische Kultur eines demokratischen Deutschlands hatte. 1960 half er Israel, Adolf Eichmann, den „Spediteur des Holocaust“, in Argentinien zu fassen. Drei Jahre später initiierte er den Frankfurter Auschwitz-Prozess. Auch die Ermittlungen gegen die Täter der Euthanasie-Verbrechen hat er vorangetrieben. Bauers Bemühungen um Aufarbeitung und Aufklärung stießen auf erheblichen Widerstand. Er hatte unterschätzt, dass viele Kollegen in Politik und Justiz auch schon während des „Dritten Reichs“ im Amt waren. Und da kommt einer aus der Emigration zurück, der die Vergangenheit nicht ruhen lässt. Dafür wurde er gehasst. Man nannte ihn abfällig „Rächer“ und „Nestbeschmutzer“. Er bekam sogar Morddrohungen für sein mutiges Einstehen für Recht und Gerechtigkeit. Das stürzte ihn in tiefe Depression. Und dann der rätselhafte Tod in der Badewanne: War es Herzversagen, war es Suizid oder war es sogar Mord, wie nicht wenige Zeitgenossen mutmaßten? Gründlich untersucht wurde die Todesursache nicht. Bauers Leben und Sterben trafen mich tief und ich beschloss, diesem außergewöhnlichen Menschen ein filmisches Denkmal zu setzen…“

„… Ich wollte keine biografische Aufarbeitung, auch keine kommentierte Dokumentation, sondern einen Film, der seinen eigenen Gesetzen folgt: Ich gruppierte die Aussagen der Zeitzeugen um ein zentrales Gespräch, das Bauer 1964 mit jungen Frankfurtern führte, in dem er seine wichtigsten ethischen Maxi men formuliert. Aus über 100 Stunden Interviews und Filmaufnahmen entwickelte ich eine Struktur, die die zahlreichen dokumentarischen Mo saiksteine zu einem stimmigen Bild Fritz Bauers zusammenfügt, sodass trotz der optischen Spröde eine fesselnde Erzählatmosphäre entsteht. Doch alle Überlegungen zur filmischen Gestaltung drehten sich für mich stets um die entscheidende Frage: Macht mein Film deutlich, dass Deutschland ohne das Wirken Fritz Bauers heute anders aussehen würde? Fritz Bauers Geist hat gesiegt. – Der Preis war sein Leben…“

Zum Schluss erwartet Sie ein vielfältiges Buffet. Die Getränke und Speisen  des Buffets sind im Eintrittspreis enthalten. Anmeldung erforderlich (siehe unten).

Die Unglückseligen:
Thea Dorn liest aus ihrem neuen Roman

Einlass 30 Minuten vorher

Moderation: Roland Wehl

Der große Roman über die Sehnsucht nach Unsterblichkeit

unglueck_gr_55076Johanna Mawet ist Molekularbiologin und forscht an Zebrafischen zur Unsterblichkeit von Zellen. Während eines Forschungsaufenthalts in den USA gabelt sie einen merkwürdigen, alterslosen Herrn auf. Je näher sie ihn kennenlernt, desto abstrusere Erfahrungen macht sie mit ihm. Schließlich gibt er sein Geheimnis preis. Er sei der Physiker Johann Wilhelm Ritter, geboren 1776. Starker Tobak für eine Naturwissenschaftlerin von heute. Um seiner vermeintlichen Unsterblichkeit auf die Spur zu kommen, lässt sie seine DNA sequenzieren. Als Johannas Kollegen misstrauisch werden, bleibt dem sonderbaren Paar nur eines: die Flucht, dorthin, wo das Streben nach wissenschaftlicher Erkenntnis und schwarze Romantik sich schon immer gerne ein Stelldichein geben – nach Deutschland.

In ihrem ersten Roman seit „Die deutsche Seele“ nimmt Thea Dorn uns mit in die Extreme moderner Biomedizin und zieht uns zugleich in die Untiefen einer romantischen Seele. „Die Unglückseligen“ ist ein großes Lese- und Erkenntnisvergnügen, in dem sich die lange Tradition des Fauststoffes zeitgemäß spiegelt.

Zur Person: Thea Dorn ist eine deutsche Schriftstellerin und Fernsehmoderatorin. Sie wuchs in Frankfurt am Main auf. Nach dem Abitur begann sie eine Gesangsausbildung; später studierte sie Philosophie und Theaterwissenschaft in Frankfurt, Wien und Berlin. An der FU Berlin legte sie die Magisterprüfung in Philosophie mit einer Arbeit über Selbsttäuschung ab. Anschließend arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin. Später wurde sie Dramaturgin und Autorin am Schauspielhaus Hannover. Ihren Künstlernamen hat sie in Anspielung auf den Philosophen Theodor W. Adorno gewählt. Charakteristisch für ihre Krimis ist die plastische Auseinandersetzung mit Gewaltszenen. 2000 schrieb Dorn das Theaterstück Marleni, die Inszenierung einer Begegnung von Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl. Das Drama wurde am 15. Januar 2000 am Deutschen Schauspielhaus Hamburg uraufgeführt. Zu den Folgen Der schwarze Troll (2003) und Familienaufstellung (2007, Ausstrahlung 2009) der ARD-Reihe Tatort verfasste sie die Drehbücher. Von 2003 bis 2004 moderierte sie zusammen mit Dirk Schümer die Sendung Schümer und Dorn. Der Büchertalk im SWR. Seit Oktober 2004 führt sie durch die Sendung Literatur im Foyer, seit November 2008 im Wechsel mit Felicitas von Lovenberg. Hier werden neue Bücher vorgestellt und Gespräche mit Autoren geführt. Von Januar 2008 bis Dezember 2009 moderierte Dorn im Wechsel mit der französischen Journalistin Isabelle Giordano die Talkshow Paris-Berlin auf dem deutsch-französischen Fernsehsender ARTE.

Zum Schluss erwartet Sie ein Buffet. Die Getränke und Speisen des Buffets sind im Eintrittspreis enthalten. Anmeldung erforderlich (siehe unten).

Haydn, Mozart, Dvorak:
Réveil-Quartett in der Ernst-Moritz-Arndt-Kirche

Einlass 30 Minuten vorher

Joseph Haydn, Streichquartett G-Dur op.33 Nr.S
Wolfgang Amadeus Mozart, Duo für Violine und Viola KV 42
Antonln Dvorak, Terzett für 2 Violinen und Viola op.74

Es spielen:
llja Sekler, Violine; Eva Jamnikova, Violine; Eve Wickert, Viola; Renate Keil, Violoncello.

Wir weisen auf Wunsch der Künstler auf dieses Konzert hin. Es findet nicht bei uns, sondern in der Ernst-Moritz-Arndt-Kirche statt.

Eine Anmeldung ist nicht vorgesehen. Der Eintritt ist frei.

Klaviertrio Südwest spielt Werke von:
Joseph Haydn, Charles-Marie Widor, Astor Piazzolla

Einlass 30 Minuten vorher

Sie hören Werke von Joseph Haydn („Trio A Dur“), Charles-Marie Widor („Quatre Pieces en Trio“) und Astor Piazzolla („Vier Jahreszeiten“).

klaviertrio-suedwestDas Klaviertrio Südwest existiert seit Ende 2015. Die drei Musikerinnen Frauke Jörns (Klavier), Petra Lipinski (Violine) und Marika Gejrot (Violoncello) leben alle seit vielen Jahren in Berlin.

Sie machen es sich zur Aufgabe, eher selten gespielte Kompositionen aus unterschiedhchen Stilepochen zur Aufführung zu bringen. Sie suchen nach originellen Werken, die sie mit großer Entdeckungsfreude erarbeiten und spielen; denn ihre Programme sollen Spaß machen, für Spielerinnen und Publikum gleichermaßen.

Jede der drei Interpretinnen spielt seit vielen Jahren auch in anderen Ensembles und Formationen, und so schöpfen sie aus einem reichen Erfahrungsschatz, den sie in dem Ensemble zusammenbringen.

Zum Schluss erwartet Sie ein vielfältiges Buffet. Die Getränke und Speisen  des Buffets sind im Eintrittspreis enthalten. Anmeldung erforderlich (siehe unten).