Prof. Dr. Peter Brandt: Wer ist das Volk?
Geschichte und Bedeutung eines umstrittenen Begriffs

Einlass 30 Minuten vorher

Moderation: Roland Wehl

Angesichts von Migration und Fluchtbewegungen fürchten die einen den Verlust des Vertrauten, wo andere von wirtschaftlichem Gewinn und neuen kulturellen Erfahrungen sprechen. Was bedeutet diese unterschiedliche Sichtweise für den Zusammenhalt in unserem Land? Welches Fundament braucht eine Gesellschaft, die sich demokratischen und solidarischen Zielen verpflichtet fühlt? Peter Brandt spricht über die Grundlagen sozialer Demokratie – und über das Missverständnis, wenn von „Bevölkerung“ die Rede ist.

Bild Peter Brandt

Woher kommt die deutsche Lust der Selbstüberhöhung? Wie ist die Arroganz zu erklären, mit der deutsche Politiker der Welt erklären, was falsch und richtig ist? Haben wir von deutschen „Sonderwegen“ noch immer nicht genug? Scheitert die Idee des vereinten Europa am Ende ausgerechnet an Deutschland – und unserer deutschen Form der Europa-Begeisterung? Und was hat das mit dem Begriff des „Volkes“ zu tun?

1976 lobte der Historiker Karl-Dietrich Bracher die Entwicklung der westdeutschen Bundesrepublik zu einer „postnationalen Demokratie“ – und als Vorbild für alle anderen europäischen Nachbarn. Dass die Deutschen in der DDR dabei außen vor blieben, schien ihn nicht zu stören. In einem Interview (link), das der Journalist Michael Hirz vor wenigen Monaten geführt hat, kritisiert der Historiker Heinrich August Winkler, dass die „postnationale“ Rhetorik deutscher Politiker den europäischen Einigungsprozess erschwert.

Die Ablehnung, auf die der Begriff des „Volkes“ zunehmend stößt, ist dafür ein Beispiel. In der Demokratie ist das Volk der „Souverän“ – und damit das höchste Staatsorgan. „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus“, heißt es im Grundgesetz. Was sagt also der Umgang mit dem Begriff des Volkes über das demokratische Bewusstsein der Bürger aus?

Zur Person des Referenten:

Prof. Dr. Peter Brandt ist Historiker und Publizist. Er ist Direktor des Instituts für europäische Verfassungswissenschaften an der Universität Hagen, Sprecher des Historischen Promotionskollegs über „Gesellschaftliche Interessen und politische Willensbildung“ und Vertrauensdozent der Hans-Böckler-Stiftung. Peter Brandt ist u.a. Mitglied der Friedrich-Ebert-Stiftung, des Kuratoriums der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung, des Beirats des Willy-Brandt-Archivs und der Historischen Kommission beim SPD-Parteivorstand. Außerdem ist er Sprecher des Kuratoriums der Deutschen Gesellschaft, Gründungsmitglied des Kondylis–Instituts für Kulturanalyse und Alterationsforschung sowie Herausgeber des Online-Magazins Globkult (link). Peter Brandt hat sich wissenschaftlich und politisch mit Fragen nationaler Bewegungen und des nationalen Selbstverständnisses beschäftigt. Er hat sich seit den 1970er Jahren – auch publizistisch – für die Überwindung der deutschen Teilung eingesetzt.

Lesung mit Nicki Pawlow:
Der bulgarische Arzt – ein Familienroman

Einlass 30 Minuten vorher

Moderation: Roland Wehl

Nicki Pawlow, in der DDR geboren, stellt ihren autobiographischen Roman vor.

Es ist Faszination auf den ersten Blick, als Wantscho und Rose sich begegnen: der »Mann vom Balkan« und das unbeschwerte Mädchen, das sich im grauen Einerlei des DDR-Alltags nach einem Abenteuer sehnt. Abenteuerlich werden die Jahre ihrer Ehe in Bulgarien oder später die Flucht aus der DDR durchaus. Wantscho ist ein Mensch mit zwei Gesichtern: Was ihm als Psychiater gelingt, das seelische Leid anderer zu lindern, dem ist er selbst hilflos ausgeliefert. Davon bleibt die Familie nicht verschont. Seine Tochter begibt sich auf Spurensuche: Wer war dieser Vater, der ihr so nahestand und zugleich fremd blieb?

Nicki Pawlow, geboren 1964 in der DDR, Tochter eines bulgarischen Vaters und einer deutschen Mutter, ist Schriftstellerin, Journalistin und Vortragsrednerin. Als 13-jährige flüchtete sie mit ihren Eltern in den Westen. Sie studierte Politische Wissenschaften, Slawische Philologie und Neuere Geschichte in München. Nach dem Abschluss des Hochschulstudiums versuchte sie sich in diversen Jobs. Sie war Pressesprecherin in der Politik, Reporterin, Referentin in der politischen Erwachsenenbildung, Geschäftsführerin einer Film- und Fernsehproduktion, Moderatorin, Texterin, Drehbuchautorin, Kellnerin. Nicki Pawlow veröffentlichte Romane, Erzählungen und Hörbücher. Regelmäßig schreibt sie Essays und Reportagen für den „Tagesspiegel“ und die „Huffington Post“. Dabei greift sie brisante Themen des Lebens provokant auf. Dennoch versteht sie sich als Sammlerin guter Nachrichten. Diese Haltung vermittelt sie auch in ihren Vorträgen. Sie veranstaltet seit 2006 in ihrem Wohnzimmer in Zehlendorf den Künstlersalon SÜ36. Mit ihrem Mann und den gemeinsamen drei Kindern lebt Nicki Pawlow nahe der Krummen Lanke in Berlin.

Zum Schluss erwartet Sie ein Buffet, zu dem wir Sie herzlich einladen. Die Speisen und Getränke sind im Eintrittspreis enthalten. Anmeldung siehe unten.

Der Liedermacher Peter Rohland:
Musikalischer Vortrag von Dr. Hanno Botsch

Einlass 30 Minuten vorher

Moderation: Roland Wehl

indexDer Liedermacher Peter Rohland starb vor 51 Jahren im Alter von nur 33 Jahren. In seinem kurzen Leben hatte er es nicht nur zum erfolgreichen Sänger auf der Bühne geschafft, sondern sich auch einen Namen als Volksliedforscher und -theoretiker gemacht. Von der Presse seiner Zeit wurde er als „Pionier des deutschen Chansons“ und als „Wiederentdecker des deutschen Lieds“ bezeichnet.

Tatsächlich hatte Peter Rohland, der aus der Jugendbewegung „Wandervogel“ kam, das Repertoire des deutschen Liedguts beträchtlich erweitert und in der Nazizeitnicht geduldete politische Lieder wieder aufgegriffen. Rohland war auch in der Bundesrepublik der erste, der Konzerte mit jiddischen Liedern gestaltete und den Mut bewies, „das bleierne Schweigen der Nachkriegszeit“ zur Judenverfolgung in der NS-Zeit zu durchbrechen.

Bei der Veranstaltung im Kohlenkeller zeichnet Dr. Hanno Botsch, Freund und Mitglied des Ensembles von Peter Rohland, die Entwicklung Rohlands vom Wandervogel zum Liedermacher in einem Vortrag nach. Der Referent spielt zudem Musikstücke und Filmdokumente zur Veranschaulichung ein.

Zum Schluss erwartet Sie ein Buffet, zu dem wir Sie herzlich einladen. Die Speisen und Getränke sind im Eintrittspreis enthalten. Anmeldung siehe unten.

Konzertabend mit Duo Soniante:
Teresa Alda (Violine) und Malte Darko (Klavier)

Einlass 30 Minuten vorher

Die Idee einer holistischen Spielweise, die auf dem Klang und der Interpretation baut, brachte das Duo Soniante zusammen.

Inspiriert von der Liszt-Tradition und der franco-belgischen Schule des Geigenspiels, arbeiten die Musiker an ihren Klangvorstellungen und bauen ihre Technik so auf, dass diese die Brillanz, die Fülle und den Farbenreichtum der Klänge auszudrücken vermag. Auf diese Weise geben sie jeder Komposition und jeder Note darin eine spezifische Bedeutung und sehen die künstlerische Herausforderung im ständigen Versuch, der klanglichen Vollkommenheit näherzukommen. Durch sein mehrjähriges Zusammenspiel hat das Duo Soniante ein gemeinsames Verständnis der klassischen und zeitgenössischen Musik für Klavier und Geige entwickelt. Ihr ständig wachsendes Repertoire unfasst bedeutende Literatur für Geige und Klavier wie auch Originalkompositionen von Malte Darko (alias Kähler) selbst.

Teresa Alda ist in Taiwan geboren. Sie erhielt Geigenunterricht u.a. bei Felix Chiu-sen Chen, Shi-Chun Cheng, Hui-Chun Lin und Laszlo Fogarassy. Sie schloss ihr Geigenstudium 1999 in Taipei ab, während dessen sie auch von Meisterklassen mit Viktor Pikaizen und Lukas David profitieren konnte. Nach einer Pause zugunsten des Studiums von Altgermanistik und Latein widmet Teresa sich seit 2010 wieder verstärkt ihrer Solokarriere. Momentan tritt sie hauptsächlich in Deutschland und in der Schweiz auf, u.a. in Musikgottesdiensten mit dem französischen Organisten Frédéric Champion.

Malte Darko ist in Berlin geboren. Er studierte klassisches Klavierspiel bei der Konzertpianistin Käthe Heinemann (Schülerin von Eugene d‘Albert). Außerdem entwickelte er eine besondere Neigung zur Improvisation. Seine Gruppe „Topspin“ erreichte einen hervorragenden Ruf in der Berliner Jazz-Szene. In den verschiedenen Perioden seiner Karriere erwarb er eine breitgestreute Erfahrung in vielen Musikstilen. Bei Engagements im Schiller Theater/Berlin, den Berliner Kammerspielen (Bereich Musical) und im Otto-Braun Saal (lateinamerikanische Klassik) arbeitete er unter anderem für Anna Vaughan, Bob Edwards und Christoph Hagel. Zu seinen Partnern zählen die Sänger Del Fionn Sykes, Keith Tynes (Oper und Gospel, USA), Bubacar Jammeh (Afro) und Simone Foltran (lyrischer Sopran, Brasilien). Auslandstourneen führten ihn in die Schweiz, nach Österreich, Italien, Schweden und Spanien und häufig nach Kolumbien. Dort verband er klassische Musik mit Eigenkompositionen zu lateinamerikanischer Lyrik und wirkte als Gastdozent an den Konservatorien von Bogotá, Medellín, Ibagué und Cartagena de Indias. Er lebt in Llubí, Spanien und Berlin.

Zum Schluss erwartet Sie ein Buffet, zu dem wir Sie herzlich einladen. Die Speisen und Getränke sind im Eintrittspreis enthalten. Anmeldung siehe unten.

… und Eva pflückt den Apfel ab:
Lieder von der Chuzpe jüdischer Frauen

Einlass 30 Minuten vorher

Konzert mit Dorothea Baltzer (Gesang), Hanno Botsch (Klavier und Geige) und  Eva Graeter (Kontrabass und Akkordeon)

Trio_Hanno_Botsch_DB_HB_EG_kleinDas Trio um die Schauspielerin und Sängerin Dorothea Baltzer mit Hanno Botsch an Klavier und Geige und  Eva Graeter am Kontrabass und Akkordeon nimmt Sie mit auf eine musikalisch-poetische Zeitreise. Der Abend beleuchtet die Rolle der Frau in der jüdischen Kultur auf ungewohnte Weise. Voll lyrischer Schönheit und jüdischem Witz, anregend und besinnlich zugleich, begleitet von Bild-Projektionen, erzählt er die Geschichte mutiger jüdischer Frauen die mit Eva und dem Apfelbaum begann…. Eine Liebeserklärung an eine vernichtete Kultur …

Plakat_Rüppurr… und ein Konzertabend für alle Sinne: Sie hören die Geschichte der starken Frauen in der jüdischen Gesellschaft, die selbstbewusst ihren Weg gehen. Das Gedicht: „Eva und der Apfelbaum“ gab diesem Konzert den Namen. Es stammt von Itzig Manger, der auch als Prinz der jiddischen Ballade bezeichnet wird. Das jiddische Lied „Still, die Nacht ist voller Sterne“ erzählt die Geschichte einer Partisanin aus dem litauischen Ghetto Wilna. Das Lied aus dem Jahr 1942 wurde zur Hymne jüdischer Widerstandskämpfer. Auch „Das Mädchen vom Wald“, ein Gedicht von Abraham Suzkever, handelt von Partisaninnen.

Daneben werden auch sehr poetische Lieder vorgetragen. Das Wiegenlied „Dremlen Feigl (Es träumen die Vögel) oder „Sheyn vi die levoneh“ (Schön wie der Mond) von L. Rudnitzki regen zum Nachdenken an. Und die Liebeslieder wie bspw. „Bei mir bist du schön“, „Schön wie der Mond“ oder „Oh, Mamme, bin ich verliebt“, enthalten immer auch eine Prise Humor.

Zum Schluss erwartet Sie ein Buffet, zu dem wir Sie herzlich einladen. Die Speisen und Getränke sind im Eintrittspreis enthalten. Anmeldung siehe unten.

Martin Luther & Johann Sebastian Bach:
Konzert zum Jubiläumsjahr der Reformation

Einlass 30 Minuten vorher

Konzert mit den Musikern von CANTO E CORDE: Gottlobe Gebauer (Gesang), Elizabeth Balmas (Violine), Claus Gebauer (Violine) und Peter Seydel (Viola).

Die Musiker von CANTO E CORDE zeigen in ihrem Konzert die Berührungspunkte im Weltverständnis Martin Luthers und Johann Sebastian Bachs auf.

In den Choralschöpfungen Martin Luthers drückt sich dessen Glaubenserfahrung aus. Johann Sebastian Bach hat Martin Luthers religiöses Gedankengut in seinen Kantaten verarbeitet – und damit sein auch sein eigenes Glaubensverständnis erkennen lassen. Mit „Soli Deo Gloria“ überschrieb er jedes seiner Werke geistlichen Inhalts. Aber auch in der Kammermusik hat er sich immer wieder auf Luther bezogen.

Freuen Sie sich auf eine geschichtliche und musikalische Entdeckungsreise.

Zum Schluss erwartet Sie ein Buffet, zu dem wir Sie herzlich einladen. Die Speisen und Getränke sind im Eintrittspreis enthalten. Anmeldung siehe unten.

Rilke, Rumi, Eichendorff, Morgenstern:
Ein Lyrik-Konzert des „Anti von Klewitz Ensembles“

Einlass 30 Minuten vorher

Helle Fenster, dunkle Wasser:
Vertonungen von Rilke bis Rumi und von Eichendorff bis Morgenstern.

Anti von Klewitz – Violine, Kontra und Gesang; Sander Hoving – Violine, Viola, Kontra
Jan von Klewitz – Altsaxophon; Jens Piezunka – Cello, Kontrabass und Bassgitarre

In der ungewöhnlichen Besetzung von Streichern, Altsaxophon, Kontrabass und Gesang baut das Ensemble auf eine spontane Kommunikation, sowohl mit einander als auch mit dem Publikum. Trotz der Thematik einer sehnsuchtsvollen Reise durch Schatten und Licht menschlichen Daseins wird Helle Fenster, dunkle Wasser nie zu einer traurigen Angelegenheit und schon gar nicht zu kulturell schwer verdaulicher Kost – vielmehr zu einer dynamischen Vorstellung voller Farben und Kontraste, einer Reise durch poetische und musikalische Landschaften mit vielen überraschenden Aussichten und Einsichten.

„Anti von Klewitz verleiht mit ihren musikalischen Projekten der Weltmusikszene seit Jahren ganz besondere Facetten. Die Verstrickung von traditionellen Themen vom Balkan mit Jazz und Elementen der Klassik und Moderne war immer betörend, mitreißend und zugleich herausfordernd … Dass sie sich, fasziniert von ungewöhnlichen stimmlichen Klängen und mit Wortwitz ausgestattet, der Vertonung von Poesie und Lyrik zuwenden würde, war nur eine Frage der Zeit.“ (Friedrich Barniske, Weltmusikveranstalter/ Berlin)

„… mitreißend vertonte Gedichte, herausragende Musiker.“ (Rheinpfalz, März 2017)

Musikbeispiele auf: www.liedervonklewitz.de (link)

Zum Ende der Veranstaltung  laden wir Sie zu einem Imbiss ein. Die Speisen und Getränke des Buffets sind im Eintrittspreis enthalten. Anmeldung erforderlich.

Prof. Dr. Dietrich Murswiek:
Das Volk, die Demokratie – und unsere Verfassung

Einlass 30 Minuten vorher

Moderation: Roland Wehl

Dietrich Murswiek behandelt in seinem Vortrag Grundfragen der Demokratie

„Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus“, sagt das Grundgesetz. Somit ist das Volk – als „Souverän“ – das höchste Staatsorgan. Aber was bedeutet das in der politischen Praxis? Welche Voraussetzungen sind erforderlich, damit die Staatsgewalt tatsächlich vom Volk ausgeht? Und wer ist überhaupt das „Volk“? Steht es im Belieben von Regierung und Parlament, über die Zusammensetzung des Staatsvolks zu entscheiden? Was sagt die Verfassung dazu? Dietrich Murswiek zeigt auf, wie umstritten manche Grundfragen der Demokratie sind – selbst unter Verfassungsjuristen.

Dietrich Murswiek (Foto: Klaus Mellenthin)

Dietrich Murswiek wurde 1948 in Hamburg geboren. Nach dem rechtswissenschaftlichen Studium promovierte er in Heidelberg bei Karl Doehring (1978) zum Dr. iur. Während des Studiums in Heidelberg gehörte er zum Schüler- und Freundeskreis von Ernst Forsthoff. Nach dem Referendardienst in Mannheim und Heidelberg wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Staats-, Verwaltungs- und Völkerrecht (Prof. Dr. Hartmut Schiedermair) an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken (1978-1984). Dort habilitierte er sich 1984 und erhielt die Lehrbefugnis für Staatsrecht, Verwaltungsrecht und Völkerrecht. Es folgten Lehrstuhlvertretungen an der Universität des Saarlandes und an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer. Von 1986 bis 1990 war er Professor für Öffentliches Recht und Forstrecht in der Juristischen Fakultät der Universität Göttingen. Von 1990 bis zur Emeritierung 2016 war Murswiek als Nachfolger von Ernst-Wolfgang Böckenförde Professor für Staats- und Verwaltungsrecht (seit 1999 auch für Deutsches und Internationales Umweltrecht) an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br. und Direktor der Abteilung III (Staatsrecht) des Instituts für Öffentliches Recht. Seit 1998 war er Geschäftsführender Direktor des Instituts für Öffentliches Rechts; Sprecher des Konvents (1994-1995) und Dekan (1995-1997) der Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Einen Ruf auf den Lehrstuhl für Allgemeine Staatslehre, Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Universität zu Köln (1997) hat er abgelehnt. Von 1999-2003 war er Mitglied des Aufsichtsrats der UFZ-Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle GmbH. Er ist Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Dietrich Murswiek ist auch als Gutachter, Rechtsberater und Prozessvertreter im Verfassungsrecht, Verwaltungsrecht und Völkerrecht tätig.

Zum Schluss erwartet Sie ein Buffet, zu dem wir Sie herzlich einladen. Die Speisen und Getränke sind im Eintrittspreis enthalten. Anmeldung siehe unten.

Aus der Zeit gefallen?
Walter Kempowski – und „Unser Herr Böckelmann“

Einlass 30 Minuten vorher

Moderation: Roland Wehl

Ein Kempowski-Abend mit mehr als nur einem Herrn Böckelmann.

Walter Kempowski (* 29. April 1929 in Rostock; † 5. Oktober 2007 in Rotenburg an der Wümme) war ein deutscher Schriftsteller. Er wurde vor allem durch seine stark autobiografisch geprägten Romane der Deutschen Chronik bekannt sowie durch sein Projekt Das Echolot, in dem er Tagebücher, Briefe und andere Alltagszeugnisse zu Zeitgemälden collagierte. Das Buch „Unser Herr Böckelmann“, das im Mittelpunkt unserer Veranstaltung steht, erschien 1979. Christa Rotzoll schrieb in der ZEIT vom

» … Das musste ja kommen: ein bibliophil aufgemachtes Buch über den Dorfschulmeister, eine illustrierte Idylle aus der pädagogischen Provinz; hingetupfte Prosaskizzen vom Leben auf dem Lande, verhaltene Momentaufnahmen aus einem Klassenzimmer. Der Landschullehrer Kempowski erzählt vom Landschullehrer Böckelmann. Die schrullige Mischung – einerseits „so eine Art Vampir“, andererseits „Kinder-Vater“ – lässt sich mit der Kreide anmalen und kann mit beiden Ohren verschieden wackeln. Herr Böckelmann wird aber auch gelegentlich sehr böse, dann müssen sich die Kinder auf das Fensterbrett legen, oder sie kriegen Kloppe.

Sein Weltbild, kurz vor der Pensionierung, passt nur in kleine Rahmen. Vom Fernsehen will er nichts wissen. Die Texte im Lesebuch gefallen ihm auch nicht, deshalb schreibt Böckelmann seinen Schülern manchmal selbstverfasste Kurzgeschichten an die Tafel, etwa diese: „Die Seele – was ist die Seele? Ist das die Luft, die aus dem Mund herauskommt? Ist es die Seele, die im Traum zu uns spricht? Ist die Seele ein kleiner Mensch in unserem Kopf? Oder sitzt sie in der Brust, da wo das Herz schlägt? Die Menschen sagen, dass die Seele aus unserem Körper herausschlüpft, wenn wir sterben. Aber keiner hat sie je gesehen.“Mit diesem Tafeltext endet die Erzählung. Auf der vorhergehenden Seite hat man noch erfahren, daß der erkrankte Herr Böckelmann inzwischen tot sei. Melancholie im „Geschenkformat“ – von Roswitha Quadfliegs Zeichenstift behutsam unterstrichen – wird dem Leser geboten (für .96 Mark sogar numeriert und signiert im Schuber). Von dem, was hierzulande momentan so viel nötiger ist (nicht nur für Landschullehrer), vom Mut, mochte Walter Kempowski diesmal leider nicht schreiben.«

Wir freuen uns, dass wir Dr. Frank Böckelmann für die Lesung gewinnen konnten.

Frank Böckelmann studierte Philosophie und Kommunikationswissenschaft, assistierte dem Husserl-Schüler Arnold Metzger und beteiligte sich ab 1963 an der Subversiven Aktion, zusammen mit Dieter Kunzelmann, Herbert Nagel, Rodolphe Gasché, Rudi Dutschke und Bernd Rabehl. 1966 initiierte Böckelmann die „Studiengruppe für Sozialtheorie“ und war Wortführer der „antiautoritären Fraktion“ im Münchner SDS. Wegen Landfriedensbruchs, schweren Aufruhrs und Gefangenenbefreiung wurde er zu einer Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt. Im Sommer 1968 zog er sich aus dem SDS und wenige Jahre später aus der Neuen Linken zurück. Er verfasste neben seiner Dissertation (Die Problematik existentieller Freiheit bei Karl Jaspers, 1972) bei Hermann Krings weitere Schriften über den Freiheitsbegriff in der Gegenwartsphilosophie. Ende der 1960er Jahre begann Böckelmann, über Alltagsphänomene, Geschlechterrollen und Probleme der Massenkommunikation zu schreiben. Von 1969 bis 1972 verfasste er Reportagen und Zeitdiagnosen für Twen und Stern. Ab 1976 war Frank Böckelmann in der freien Medienforschung tätig. Drei Jahrzehnte lang wirkte er als Projektleiter in der Arbeitsgruppe Kommunikationsforschung München und untersuchte für öffentliche Auftraggeber u.a. das italienische Privatfernsehen, familiäre Fernsehroutinen, die Verflechtungen zwischen Zeitungsverlagen und Privatsendern sowie die wirtschaftliche Entwicklung im privaten Rundfunk. Davon profitierte schließlich das 2004 gemeinsam mit Hersch Fischler verfasste Buch Bertelsmann. Hinter der Fassade des Medienimperiums.

Frank Böckelmann ist Herausgeber der Zeitschrift „Tumult – Vierteljahresschrift für Konsensstörung“. Er lebt seit 2010 in seiner Geburtsstadt Dresden.

Zum Schluss der Veranstaltung erwartet Sie ein reichhaltiges Buffet. Die Speisen und Getränke sind im Eintrittspreis enthalten.

Joseph Heß, der Langstrecken-Schwimmer:
Von Bad Schandau nach Hamburg in zwölf Tagen

Einlass 30 Minuten vorher

Moderation: Roland Wehl

Von Europa nach Afrika durch das Mittelmeer schwimmen – und von Bad Schandau bis Hamburg durch die Elbe: ist das verrückt?

Joseph Heß – Langstreckenschwimmer, Doktorand an der TU Chemnitz und sogar noch „Kleinunternehmer“ – berichtet von den physischen und psychischen Belastungen, denen er bei seinen „Wassermärschen“ ausgesetzt war – und von den Erfahrungen mit Kälte, Dunkelheit, Einsamkeit – und dem unterschiedlichen maritimen Getier.

Im Mittelpunkt des Vortrags steht sein „Projekt Elbeschwimmen“. Im August 2017 schwamm Joseph Heß in 12 Tagen von Bad Schandau (Sachsen) bis nach Hamburg. An den Magellan-Terrassen in der Hamburger Hafencity kletterte er im zerschlissenen Neoprenanzug – mit Badekappe und Schutz-Stöpseln in den Ohren – aus dem Wasser. Seine Freunde empfingen den 30-jährigen mit einer Sektdusche. Seine Angehörigen waren erleichtert. Josephs Mutter, Nina Wehl, fiel ein Stein vom Herzen.

„Sehr erschöpft und sehr müde“ sei er, sagte Joseph Heß damals strahlend. Zum Jubeln fehlten dem Wirtschaftsingenieur und Hobby-Sportler die Kraft in den Armen. 620 Kilometer war er geschwommen, nachdem er zwölf Tage zuvor bei Bad Schandau in die Elbe gestiegen war. Im Schnitt bewältigte Joseph Heß täglich 62 km. Das bedeutete jeden Tag zehn bis zwölf Stunden langes „Kraulen“.

"Zeit, die Elbe zu schwimmen"

Joseph Heß verrät in seinem Vortrag, was ihn motiviert (hat), die Strapazen auf sich zu nehmen und solche Strecken zu schwimmen. Er beschreibt, welche Vorbereitungen zu treffen waren, was er beim „repetitiven Arme nach vorn werfen“ erfahren hat – und dass er es ohne seine Freunde nicht geschafft hätte.

Weitere Informationen zu Joseph Heß finden Sie auf (link)Elbeschwimmer.

In unseren Veranstaltungen geht es auch dann musikalisch zu, wenn es sich nicht um ein Konzert handelt. Dann singen wir zu Beginn ein Lied, das der Gast bzw. Referent ausgesucht hat. Am Ende wird das Buffet eröffnet.